Rokokogarten Sahlis

Die Anlage „Rokokogarten Sahlis“ liegt im südöstlichen Teil der 1000-jährigen Töpferstadt Kohren-Sahlis. Die Gründung des Ritterguts geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Der Garten entstand im Jahre 1771 vor dem Herrenhaus, welches die Chemnitzer Bürgerfamilie Crusius 1754 als ihren Landsitz erkor. Der Garten zeigt trotz seiner geringen Größe und seines schlechtem Zustandes  noch immer deutlich die Hauptzüge der künstlerischen Raumordnung des Rokoko.

Am westlichen Rand der Anlage führt ein malerischer Weg in den Wirtschaftshof. Eine Trockenmauer fasst diese, mit alten brüchigen Kastanien bepflanzte, Allee.
Der ca. 3500m² große Garten vor dem Herrenschloss ist eine eher vergleichsweise kleine Anlage ihres Stils. Wie für die Gartengestaltung des Rokoko üblich, ist der Garten in streng geometrischen Formen gehalten. Eine Hauptachse führt zentral auf das Schloss zu, an dem sich die weitere Gestaltung spiegelt. Es lässt sich schon von außen eine brach liegendes Parterre (frz. „zur Erde“ - formales, niedrig bepflanztes Schmuckbeet) erkennen, an dem eine strickt geometrische Heckenarchitektur anliegt. Bemerkenswert ist das von einem zwei Meter hohen Heckengang umschlossene, vertiefte Parterre mit Rasenböschungen, denen eine halb kreisförmige, konvexe Form mit Zentrum in einer Baumgruppe folgt. Darauf hin schließt sich eine kleinteiligere Gestaltung an, in denen die Übergänge der Gartenräume durch hohe, hutförmige Bäume beton werden. Circa ein Meter hohe Hecken, umgeben von Großgehölzen, bilden den Mittelteil der Anlage. Durchquert man diesen, öffnet sich der Blick auf das Herrenschloss und lässt die prunkvolle Gestaltung des 18. Jahrhunderts erahnen.
Das nach Süden ansteigende Gelände wird in der Mittelachse durch Treppenanlagen überwunden, während die jeweils seitlich begrenzenden Alleen rampenartig zum halbrunden Parterre der Putten (Putte - Skulptur in Kindesgestalt), die die vier Jahreszeiten symbolisieren, ansteigen.Ein kleiner Teich, ein ca. 8m in der Breite messender Pavillon, sowie Statuen aus Stein und Wasserspiele symmetrisch entlang der Hauptachse bilden den Blickfang und Schwerpunkt der Gestaltung in diesem Garten. Direkt vor dem Schloss befindet sich eine kreisrunde Rasenfläche mit einem kleinen Vorplatz am Eingang des Hauses. Am östlichen Rand der Anlage stehen viele verwilderte Großbäume, die so kaum auf die einstige Planung zurückzuführen sind.


Zum einem ist die geschichtliche Bedeutung für die Region groß, da in dieser schon fast 250 jährigen Anlage eine wichtige Bürgerfamilie ansässig war. „Der Humanist Dr. Wilhelm Crusius“1 machte Kohren im 19. Jahrhundert über die Region hinaus bekannt. Er setzte sich für den ersten Eisenbahnbau zwischen Leipzig und Dresden sowie für die Gründung der Leipziger Hagelversicherung und die Gründung des Versuchs- und Forschungsinstitutes in Leipzig ein. Wissenschaftliche Bedeutung erlangte die Anlage, als von hier aus neue Forschungsansätze wie z.B. die Dreifelderwirtschaft, die Einführung neuer Zuchtsorten und die Flurneuordnung, zuerst auf dem Gutsbesitz, dann in der ganzen Region, umgesetzt wurden. Die künstlerische Bedeutung hingegen bestand von Anfang an. Die Gartenanlage ist eine wunderbare Schöpfung im Stile des Rokoko. Das Inventar wie z.B. die kunstvollen Steinstatuen, sowie die Wasserspiele und die wunderschönen Deckenmalereien im Pavillon und in dem Schloss, zeugen von dem Anspruch, den man hier pflegte. Die gesamte Anlage besitzt außerdem noch städtebauliche Bedeutung für den Ort. Das Ortsbild wird an dieser Stelle soweit geprägt, dass viele Straßen- und Ortsbeschreibungen wie z.B. der Schlossteich auf die Anlage verweisen. Von außerhalb Sahlis bietet sich ein wunderbarer Blick auf diese Gartenanlage.


Quellen

 1 Heinz Haushofer: Heinrich Wilhelm Laberecht Crusius. In: Neue Deutsche Biografie Bd. 3, 1957, S. 431